Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich tatsächlich eine Weile überlegt, ob ich ein Buch mit so viel Tiefgang, Tragik und Trauer lesen möchte. Dennoch, losgelassen hat es mich nicht, ich habe es gekauft.

Auf schockierende Art und Weise beschreibt Fallwickel, wie eine Familie weiterlebt, wenn die Mutter beim Abendessen aufsteht, zum Balkon geht und sich hinunterstürzt.

Zunächst herrscht ein Schockzustand, der Vater ist völlig unfähig und überfordert. Die beste Freundin der Mutter versucht, die Familie so gut es geht zu unterstützen, die Tat zu verstehen und stellt ihr eigenes Leben zurück. Die älteste Tochter empfindet nur Wut, begehrt auf und entwickelt sich zur Feministin.

Abwechselnd beleuchten beide Protagonistinnen die Hintergründe und Motive der Tat von Helene (der Mutter). Dabei werden gesellschaftspolitische Themen wie die Folgen der Pandemie, insbesondere für Frauen und Mütter, sowie die in den meisten Köpfen noch veraltete, vorherrschende Rollenverteilung zwischen Mann und Frau thematisiert sowie der aufkeimende Feminismus thematisiert.

Das Buch schockiert, rüttelt wach, streut Salz in die Wunden unserer Gesellschaft und sollte vor allem von Männern gelesen werden, gegen die sich die Wut richtet.

Kathrin Dittrich